Kochanie

 

"Wuffchen ist mit einigen anderen Hunden in der letzten Box rechts. Darf ich vorgehen?" fragt Monika. Ich nicke und rolle ihr hinterher. Dort angekommen, öffnet sie die Tür. Sofort stürmen drei Hunde heraus, die wild kläffend um uns herumtanzen. Wenige Sekunden später kommt ein schwarzer, wuscheliger, schiefer Hund auf mich zu. Sein Hinterteil ragt deutlich nach oben, er bewegt sich leicht ungelenk, da ihm vorn etwa 10 Zentimeter Pfotenhöhe fehlen. Er schaut mich zaghaft wedelnd an. Sein Blick ist vorsichtig, fragend - aber doch irgendwie hoffnungsvoll. Ob er ahnt, dass ich ihn adoptieren möchte?


Ich fange seinen Blick mit meinem ein - und sofort wird etwas in mir entzündet. Ab sofort werde ich für ihn verantwortlich sein. Sein Leben wird mit meinem verbunden sein. Wir beide - gegen den Rest der Welt.


Und für mich selbst sage ich ja. Ja, ich will dich. Ich will mit dir leben. Ganz vorsichtig beuge ich mich hinab, reiche ihm meine Hand zum Schnuppern. Er leckt darüber und schaut mich an, seine Augen strahlen, er hechelt. Es sieht so aus, als wenn er mich anlachen würde. Als wenn er auch ja zu mir sagen würde.
Ich streichele ihn, wir schauen uns an. Er versucht, auf meinen Schoß zu klettern, ich hebe ihn vorsichtig hinauf. Er kuschelt sich an mich, schaut mich wieder an. Ich lächle ihm zu.


Er wedelt.


Eine Stimme dringt durch mein Bewusstsein: "Möchtest du ihn haben?" Irritiert tauche ich aus meiner Blase wieder auf, ach ja, Monika hat mich etwas gefragt. "Ja, ich will" hauche ich, während ich weiterhin Wuffchen streichele.


Gran Canaria gebucht - Liebe gefunden

 

Mit dieser Rückkehr zum logischen Denken fallen mir auch andere nicht so ganz unwesentliche Kleinigkeiten auf, die da wären: Erstens habe ich mich in eine Stimme verknallt und kenne den Mann Charlene überhaupt nicht, zweitens bin ich Tourist, und er wohnt hier. Mit gnadenlosem Donnerschlag kommt die Erkenntnis: Was soll das eigentlich? Vermutlich bin ich nur einfach untervögelt, und diese Stimme hat an meinem Schwanz genagt. Völlig logische Erklärung. Ganz klar. Natürlich. Selbstverständlich. Ich bin ja auch nur ein Mann.


Als ich mit dem Reisebüro gesprochen habe, nannten sie mir auch einige Sehenswürdigkeiten, die Single-Mann auf Gran Canaria unbedingt besuchen sollte, und die eine nennt sich "Die Burg" und ist hier auf dem Gelände. Sie hat einen Dark-Room. Problem gelöst, gehe ich einfach mal dort hin und schon ist Charlene aus dem Sinn, hurra. Diesen löblichen Vorschlag meines Gehirns werde ich gleich mal in die Tat umsetzen, wäre doch gelacht, kann ja nur daran liegen!


Also zahle ich und mache mich auf den Weg. Einfach rund um die Wiese, werde ich schon finden. Ganz einfach. Natürlich gehe ich - rein zufällig natürlich, klar - an dem vermeintlichen Künstlereingang vorbei und entdecke: Die Tür ist nur angelehnt! Hurra! Vorsichtig pirsche ich mich vorwärts, da öffnet sich die Tür vollständig, ein Mann bringt eine Mülltonne heraus und verschließt die Tür wieder von innen. Mist, war wohl nur der Keller. Es war ja nur eine Idee. Trotzdem schade.


Also ab in die Burg. Sex haben. Genau, das mache ich jetzt! Das leise Pochen im Hinterkopf ignoriere ich jetzt einfach mal, welches mir sagt: Junge, du warst noch nie ein Typ für Darkrooms. Dir macht schneller anonymer Sex doch gar keinen Spaß. Lieber Kopf, schimpfe ich mich selbst, was willst du denn nun? Irgendwie hat mir meine Birne doch eben eingeredet, dass es nur um Sex geht, und jetzt wieder einen Schritt zurück? Verdammt, was will ich eigentlich?


Ich entscheide, das Thema Sex einfach mal durchzuziehen. Kann ja nichts schaden, oder? Falls die Burg überhaupt schon offen hat, es ist ja erst früher Nachmittag. Die Burg hat offen. Mist. Oder juchu? Egal, ich mach das jetzt einfach. Also rein. So. Ich bin drin. Gut. Weltmännisch gehe ich an die Theke und schaffe es, mit einem normalen Tonfall "hola, one Beer please" zu sagen, dann schaue ich mich um. Ürgs..... Naja. Gut. Während der Song "Pokerface" durch meinen Kopf trudelt, bemühe ich mich um einen Gesichtsausdruck der Marke "ich bin ein Top auf der Jagd, und ich bekomme immer, was ich will". Aber das Angebot an Beute ist gelinde gesagt ein wenig mager: Zwei sehr hochnäsige Typen an einem Tisch sind eindeutig ebenfalls Tops, ein sehr dünner, dafür sehr großer käsiger Lulatsch mit Silberblick und Tonsur sowie einem riesigen Pickel auf der Nase erweckt auch nicht wirklich mein Interesse, und huch, habe ich mich erschrocken, von hinten kommt ein Mann auf mich zu und spricht mich an: "Hello, wäre su ju kamm from", ich übersetze das mal: Er versucht, englisch zu sprechen und fragt, wo ich herkomme. Ich drehe mich um und schaue in ein Vollmondgesicht, umrahmt von blonden Löckchen, Muscle-Shirt mit "Freistaat Sachsen" drauf, dazu knielange Shorts und Wandersandalen. Na, wenigstens keine Socken, denke ich mir, und auch 'in England sind die Angelsachsen, aber der quasselt wie ein Sachse beim Angeln'.


"Ich bin aus Berlin" antworte ich höflich, er strahlt: "Dräääääääääschdn". Nu, ei verbibbsch... Blöderweise fällt mir sofort ein Sachsenwitz ein: Frage: Wie heißt Orgasmus auf Sächsisch? Antwort: Fertsch. Mit diesem Spruch wollte ich eigentlich kein Gespräch beginnen, das wäre dann doch etwas zu direkt, also reiße ich mich zusammen: "Tolle Insel hier, oder? Bist du zum ersten mal hier?"

 

"Nu no net i bin do wenn de..." Ich verstehe nur Bahnhof. Was sagt er? Mein zaghaftes "ich verstehe nichts" wird gnadenlos überredet, ich verstehe außer einzelnen Wörtern wie Glubb und Määr und Bier gar nichts. Oh doch, ein Wort: Dünen. Und dann noch naksch. Aha, da war der Herr also auch schon! Mit einem Mal schweigt er und schaut mich erwartungsvoll an. Es ertönt noch ein "nu", dann schaut er wieder. Und blinzelt. Oh ja, das leidige Problem der Sprachbarriere beim Auslandsurlaub! "Ich habe kein Wort verstanden, was hast du gesagt?" frage ich ehrlich, und hoffnungsvoll rede ich weiter: "Könntest du vielleicht englisch reden? Das kann ich wenigstens verstehen". Dies ist das Ende des viel versprechenden Flirts, er dreht sich um und geht.


Ich trinke mein Bier aus und gehe ebenfalls.


Rächer & Sohn

 

In diesem Moment meldet mein Handy den Eingang einer Nachricht, als ich sie öffne, ist der Text nur kurz: 'Ich habe ihn, Viola kann kommen'. "Klaus hat ihn" melde ich an meinen Vater weiter. "Wen?" fragt er abwesend, während er weiter seine Zeitung studiert. "Klaus hat den Vergewaltiger von Viola Schneider geschnappt." Vater lässt die Zeitung fallen: "Echt jetzt? Verdammt, wie lange suchen wir den schon, zwei oder drei Monate?" "Fast drei Monate" seufze ich und denke nochmals an den Fall: Viola war damals eine lebenslustige Frau gewesen, Hauptberuf Krankenschwester, sie engagierte sich ehrenamtlich bei der Tafel und in der Kirchengemeinde, pflegte bei sich zu Hause ihre Mutter, die gelähmt im Rollstuhl saß. Es war eine heiße so genannte Tropennacht, die Fenster in ihrer Erdgeschoßwohnung standen auf. Der Täter stieg durch das Badezimmerfenster ein. Erst war er wohl nur auf Wertsachen aus, als er jedoch die Mutter im Bett liegen sah, erwachten andere Gelüste in ihm. Die Mutter schrie, Viola rannte zu ihr, der Täter vergewaltigte Viola vor den Augen ihrer Mutter, während er ihr eine Pistole an die Schläfe hielt. Während des Aktes bekam die Mutter einen Herzinfarkt, an dem sie verstarb. Der Täter entkam ohne Beute, jedoch unter Zurücklassung eines wichtigen Indizes: Sperma. Leider war er HIV-Positiv, Viola ist es jetzt auch. Viola zog sich komplett aus dem Leben zurück, wurde Arbeitslos, nach einem Selbstmordversuch kam sie in psychologische Betreuung. Der Täter konnte geschnappt werden, da er seine DNA bereits in zwei weiteren Fällen vorher verstreut hatte. Der Gutachter plädierte auf Unzurechnungsfähigkeit, es erfolgte statt Gefängnis die Einweisung in eine geschlossene Anstalt - und aus der brach er vor drei Monaten aus. Seitdem suchen wir ihn - ebenso wie die Polizei, die ihn nur wieder in die Klappse stecken würde. Hurra, wir waren schneller, jetzt gehört er uns! "Ich ruf Viola an" vermelde ich kurz meinem Vater. Er nickt.


Das Telefonat mit Viola geht schnell, wir verabreden, dass ich sie in einer Stunde abhole, sie organisiert ihr Alibi: Von 10 bis 11 Uhr hat sie nun angeblich eine Therapiestunde bei ihrem Psychologen. Dieser ist einer unserer Zuarbeiter, er wird ihr den Termin bestätigen und, falls es dazu kommt, der Polizei gegenüber auch aussagen, dass Viola die ganze Zeit in seiner Praxis gewesen ist, weil er genau weiß: Das, was wir jetzt machen werden, ist die einzigste Therapie, die Erfolg verspricht. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Ich packe einen Dildo in meine Jackentasche, greife zum Autoschlüssel und fahre zu Viola.


Viola erwartet mich bereits vor ihrer Haustür. Innerlich zucke ich zusammen: In den drei Monaten, seitdem wir uns zum letzten Mal gesehen haben, ist sie noch dünner und blasser geworden, ihre Haare sind strähnig, sie wirkt ungepflegt und sieht aus wie mindestens 60 Jahre alt, obwohl sie erst Mitte 30 ist. Einzig ihre Augen sind lebendig, sie strahlen einen harten Glanz aus. Sie setzt sich auf den Beifahrersitz, schnallt sich an. Ich nehme ihre Hand: "Heute kannst du endlich abschließen." Mit leiser Stimme antwortet sie: "Ja, das kann ich. Bringt Mama zwar nicht wieder zurück, aber ich kann mich rächen. Was soll eigentlich geschehen?"


"Wir fahren jetzt zu einem abgelegenen Grundstück" beginne ich zu erzählen, während ich auf die Autobahn fahre, "er wird dort sein, natürlich festgekettet. Dann kannst du ihn mit einem Dildo bearbeiten, und zwar genauso lange, wie es bei dir gedauert hat." "Das waren gefühlt Stunden" seufzt sie, "aber was ist mit Mama? Und mit dem HIV?"

 

"Den Tod deiner Mutter muss jemand anderes abrechnen, wir wollen ja, dass er weiterlebt und fühlt, wie es ist, vergewaltigt zu werden. Für das HIV weiß ich ehrlich gesagt keine Lösung."Viola murmelt etwas vor sich hin, ich kann es nicht genau verstehen. War das ein "wir werden ja sehen"? "Viola, bitte, der Sinn und Zweck der Übung ist: Du kannst dich rächen, er muss mit der Rache leben. Und du kannst endlich abschließen." Viola schweigt.


Nach einer halben Stunde Fahrzeit erreichen wir unser Ziel, eine halb verfallene DDR-Fabrik, deren Eigentumsverhältnisse immer noch ungeklärt sind und deren Gebäude langsam in sich zusammenfallen. Die Natur erobert nach und nach das umliegende Gelände zurück. Es ist ruhig - und menschenleer. Zeugen können wir für das Folgende wirklich nicht gebrauchen! Klaus erwartet uns vor dem Eingang. Er ist einer unserer ersten Verbündeten, ein ehemaliger Polizist, der in Kreuzberg Dienst geschoben hat. Nachdem er immer wieder die selben Dealer festgenommen hat, immer wieder die selben Taschendiebe verhaften musste - und diese Leute dann immer wieder ein paar Tage später freikamen, hat er seinen Job nach 15 Jahren an den Nagel gehängt und ist zu uns gekommen. Jetzt findet er seinen Beruf wesentlich befriedigender. Er lächelt Viola zu: "Er ist angerichtet" sind seine kurzen Worte zu ihr, nimmt sie vorsichtig am Arm: "Ich führe dich zu ihm. Keine Angst, der kann auch nicht weg." Ich drücke ihr den Dildo in die Hand, beide verschwinden im halb zerfallenen Gebäude. Ich kenne den Keller der Fabrik. Dort unten ist Staub und Dreck, jede Menge Müll, Ratten laufen herum. Von uns sind einige Metallösen angebracht worden, an denen man Leute anketten kann, damit sie nicht weglaufen können.


Nach wenigen Minuten ist Klaus wieder bei mir, er entnimmt seiner Jacke eine Schachtel Zigaretten, bietet mir eine an. Schweigend rauchen wir. Als die Schmerzensschreie lauter werden, gehen wir ein Stück weiter. Nach 200 Metern hören wir kaum noch etwas. Etwa 20 Minuten später kommt Viola aus dem Gebäude heraus, sie lächelt uns an: "Ich bin fertig. Danke schön. Jetzt kann ich endlich abschließen." Ihre Knie zittern, schnell laufen wir auf sie zu. Ich halte sie, versuche, sie ins Auto zu setzen. Sie lächelt: "Er wird nie wieder eine Frau vergewaltigen können." Oh, oh. Mit mulmigem Gefühl frage ich sie: "Wie weit hast du den Dildo denn reingesteckt?" "Bis ich ihn nicht mehr sehen konnte. Hab mit einem Stock nachgeschoben." Äh... ja. Gut. Das war der Dildo mit dem Sockel, der etwa 7 cm dick ist... autsch. Unwillkürlich kneife ich den Hintern zusammen - bin ja auch nur ein Mann...


Als ich gerade den Motor starten will, kommt Klaus aus dem Gebäude heraus und winkt mir hektisch zu. In der Hand hält er ein Taschentuch, darin ein blutiges - das darf doch nicht wahr sein!!! Er kommt zu uns, Viola öffnet die Tür: "Das hätte ich fast vergessen, das ist mein Sushi-Messer. Danke, dass du es mir wiederbringst." Schnell nehme ich das Messer an mich, Klaus schaut mich an, nickt mit dem Kopf zur Fabrik.
"Ich muss noch kurz was mit Klaus besprechen, warte hier", mit diesen Worten ziehe ich den Zündschlüssel wieder aus dem Schloss, steige aus und gehe mit Klaus ins Gebäude zurück. Er raunt mir zu: "Sie hat ihn kastriert", ich seufze: "Das war nicht abgesprochen", er antwortet gleichgültig: "Aber immerhin hat sie ihn auch gleich geklammert und verbunden, verbluten wird er hoffentlich nicht. Der Dildo ist auch noch drin." Ich seufze: "Dann sollten wir wohl für weitere Fälle einen neuen kaufen." Da ich keine Lust habe, den Mann anzusehen, frage ich Klaus: "Kümmerst du dich um ihn?" Er nickt. Klaus wird ihn in irgend einen Park legen, dort wird er von irgend jemandem gefunden werden, dann wird er in irgend einem Krankenhaus versorgt werden. Aber er wird niemals wieder eine Frau vergewaltigen können. "Alles ab?" frage ich sicherheitshalber. Klaus nickt. "Das sollte in Zukunft nicht mehr passieren" sage ich leise. Klaus schaut mich an: "Ja, das war nicht geplant. Aber wenn das der Ausgleich für die Krankheit und die Mutter ist, dann ist das in meinen Augen okay." "Ist jetzt auch nicht mehr zu ändern" entgegne ich trocken.


Angel

 

Ich habe es geschafft, den Siegelring wieder auszulösen, eine Woche später ging der Job im Supermarkt flöten. Homophobes Miststück von Filialleiter! Na gut, ich hätte die Regenbogenfähnchen, die ich neulich im Club mitgenommen habe, vielleicht doch nicht so offensichtlich an dem Regal für die Kondome befestigen sollen, aber irgendwie fand ich das hübsch und passend. Egal, Essen wird völlig überbewertet, der Putzjob reicht für die Miete, und notfalls habe ich ja noch den Siegelring. In Anbetracht der Auslösezinsen werde ich ihn jedoch das nächste Mal nicht verpfänden, sondern verkaufen. War keine finanzielle Supertransaktion, wirklich nicht.


Es ist morgens, kurz vor 7 Uhr, ich will die Bürotür aufschließen, da höre ich eine Stimme aus den Büroräumen, ein Mann brüllt wütend. Für mich ist das eine absolute Premiere, bisher habe ich ohne anwesende Büromitarbeiter geputzt, und ich bin unschlüssig, ob ich dieses nun trotzdem tun soll. Aber pflichtbewusst, wie ich nun einmal bin - und wie ich vor allem auf den Job angewiesen bin, der schnöde Mammon verleitet dazu - trete ich ein, bewaffne mich mit dem Wischmopp, fülle den Eimer und beginne meinen Wischzug in der Teeküche. Natürlich lausche ich, kann mir ja meine Ohren nicht zukleben!


Als ich mit dem Raum fertig bin, scheint die Wut des Mannes nur noch größer geworden zu sein, er brüllt immer lauter in sein Handy. Ich verstehe die Wörter Blinddarm und Katastrophe, reime mir also zusammen: offensichtlich ist jemand krank geworden, was ihn nicht gerade erfreut. Aber gegen eine Blinddarmentzündung kann man doch nichts machen, denke ich mir, das kommt einfach, wird wegoperiert und fertig. Davon geht die Welt doch nicht unter, oder?


Als er jedoch die Worte "Filmcrew" und "Location" sagt, höre ich noch etwas genauer zu, offensichtlich geht es darum, dass eine teure Crew in einer ebenso teuren Villa sitzt und jetzt nicht filmen kann, weil der Darsteller ausgefallen ist. Das klingt sogar in meinen Ohren ziemlich mies, und fast habe ich Mitleid mit dem Mann.


Inzwischen ist auch der Flur geputzt sowie der Büroraum mit den beiden Laptops, mir bleibt jetzt nur noch der Raum mit den anderen beiden Computern - und dem telefonierenden Mann darin, dessen Stimme langsam heiser wird. Vorsichtig klopfe ich an die offene Tür, der Mann dreht sich erschrocken um, sieht mich, schaut auf den Wischmopp, dann wandern seine Augen wieder über mich, er schaut mich von oben bis unten an, sein Gesichtsausdruck verwandelt sich von verkniffen zu strahlend. Er lässt sein Handy sinken, kommt zu mir, stellt sich direkt vor mich, schaut mich genau an.


Das ist ein wenig spooky, finde ich jetzt. Sein prüfender Blick wandert nochmals über mich, er geht um mich herum, schaut mich von hinten an. Ich bleibe auf meinen Wischmopp gestützt stehen, weiß nicht so genau, wie ich jetzt mit der Situation umgehen soll, daher entscheide ich mich, zu reden: "Ich bin hier der Roomboy, guten Tag."


Er hat seine Besichtigungstour beendet und steht jetzt wieder vor mir und schaut mich an: "Du bist das was ich jetzt brauche", dabei strahlt er über das ganze Gesicht. Als ich leicht zurückweiche, hält er mich am Arm fest: "Ich glaube, dich haben die Götter geschickt." "Nein, die Putzagentur" antworte ich, während ich versuche, meinen Arm aus seinem Griff zu befreien.
Er lässt meinen Arm auch sofort los, bleibt jedoch vor mir stehen, dann kommt ein "möchtest du einen Kaffee trinken?" von ihm.


Jetzt bin ich wirklich irritiert! Und auch gleichzeitig etwas nervös, und irgendwie finde ich die Situation hier sehr befremdlich, also murmele ich leise "ich muss aber noch hier wischen" und versuche gleichzeitig, aus seinem näheren Umkreis zu fliehen, indem ich den Wischmopp Richtung Eimer lenke. Er winkt ab: "Ach Quatsch, hier ist sauber, setzt dich mal hin, Junge. Ich bin der Harald, wie trinkst du deinen Kaffee?"
"Äh, mit Milch und Zucker?" frage ich fast, anstatt normal zu antworten. "Setz dich, nicht weglaufen, kommt sofort" antwortet er, schiebt mich in den großen Sessel hinter mir, auf dem ich mich niederlasse, wenige Sekunden später höre ich das Röhren des Kaffeeautomaten, und er erscheint wieder, zwei Tassen vor sich hinjonglierend, diese stellt er auf den Tisch zwischen uns und setzt sich in den mir gegenüberstehenden anderen Sessel.


Er räuspert sich und legt los: "Wie viel verdient du so in dem Job?" fragt er. Ich schaue ihn erstaunt an und antworte mit "nicht so viel". "Hast du mal daran gedacht, was anderes zu machen?" fragt er, sein Gesichtsausdruck wird lauernd. "Kommt darauf an" meine ich zögernd. "Bist du schwul? Oder bi?" fragt er mich. Ich antworte total perplex mit einem leisen ja, meine Alarmglocken gehen an: So weit bin ich doch noch nicht gesunken, um mich zu prostituieren! Der soll jetzt mal nicht mit Escort anfangen, dann bin ich gleich weg, notfalls hau ich ihm den Wischmopp in die Weichteile! Ich weiche im Sessel zurück.


Er muss meine Reaktion mitbekommen haben, trotzdem beginnen seine Augen zu strahlen, er lächelt, wird jedoch gleich wieder ernst und fragt mich: "Bist du krank, hast du AIDS oder was anderes?" Als ich dieses verneine, strahlt er wieder, steht auf, kommt zu mir, stellt sich vor mich hin, legt seine Hände auf meine Schultern, sieht mir tief in die Augen, und er spricht die Worte, die mein Leben von heute auf morgen verändern werden:
"Hast du schon mal daran gedacht, Pornos zu drehen? Wir zahlen wirklich gut."


Ein Glück, dass ich die Kaffeetasse noch nicht in der Hand halte, sie wäre sonst vermutlich auf dem Boden gelandet. Mir entkommt ein "hä", und in meinem Kopf setzen sich alle Puzzleteile zusammen: Offensichtlich ist ihm ein Darsteller wegen Krankheit abhanden gekommen, und jetzt will er mich rekrutieren. Für einen Porno.


Harald macht es sich auch wieder gemütlich, setzt sich mir gegenüber, greift zur Kaffeetasse, prostet mir zu, trinkt einen Schluck und beginnt zu erzählen: "Wir sind eigentlich eine Künstleragentur. Nun wollen wir unseren Aufgabenbereich erweitern und selbst Filme drehen. Dies ist unser erstes Projekt, wir haben einen sehr guten Regisseur engagiert, eine gute Crew dazu, wir wollen keine wackligen Handykameraaufnahmen, sondern so richtig professionelle Arbeit. Die Location, die wir gemietet haben, ist ebenfalls allererste Sahne. Und nun ist einer der Darsteller ausgefallen - hat sich den Blinddarm rausnehmen lassen heute Nacht. Hätte er ja noch zwei Tage damit warten können, oder? Nein, er musste es ja jetzt machen lassen. Völlig unerklärlich, so ein Blinddarm bricht nicht einfach so durch, das
hat der Kerl mit Absicht gemacht. Und nun stehen wir vor dem Problem: die Filmcrew ist da, die Villa ist gemietet, aber wir können nicht drehen. Und nicht drehen heißt: das kostet Geld. Du siehst dem Typen ziemlich ähnlich, deshalb die Frage: Willst du den Job? Zwei Drehtage sind angesetzt, natürlich mit Vollverpflegung, und das Beste: du kannst so richtig schön das volle Programm Sex haben, na, wie klingt das für dich?"


Ich schlucke und frage krächzend: "Einen Schwulenporno?" Er lacht: "Natürlich, Dummerchen. Sonst hätte ich doch nicht gefragt, oder?"
"Und was gibt es an Gage?"
Er nennt eine Summe, ich schlucke, schlucke nochmals - dann reitet mich der Teufel, ich schlage nochmals die Hälfte drauf und nenne sie ihm, mit dem Zusatz "sonst wische ich hier noch durch und gehe nach Hause." Jetzt schluckt er, ich schaue ihn lauernd an. Er schaut mich ebenso lauernd an, mitten in diesem Blickduell frage ich: "Was kostet die Filmcrew und die Villa?"

 

Er lacht, sagt mit bewunderndem Unterton "du bist wirklich nicht doof", er lacht wieder, es folgt noch ein "ist gebongt, ich mach den Vertrag fertig, du bist doch echt ein pfiffiges Kerlchen." Ich freue mich auch, das ist nämlich richtig viel Geld! Meine Freude verschwindet jedoch gleich wieder, als er mich auffordert: "So, jetzt lass mal die Hosen runter, ich will schauen, ob du das Geld auch wert bist."


Also so haben wir nicht gewettet! "Ich sehe hier keine Kamera" zische ich, er zuckt zusammen, lacht wieder: "Nein, nicht was du denkst. Aber ich muss erst mal schauen, was du so zu bieten hast, also rein anatomisch, wenn du mich verstehst. Ich will dir nicht an die Wäsche, aber unsere Kunden wollen ja was fürs Geld sehen. Nun los, Hose runter, am besten gleich ausziehen, nun mach schon!"


Okay, er hat recht, das klingt logisch. Warum ihm gegenüber prüde sein, wenn ich einen Porno drehen will, da habe ich vermutlich gar nichts an. Klar. Ist schon gut. Mit zitternden Knien stehe ich auf, öffne meine Hose, ziehe sie herunter. Mein Schwanz ist meiner Körpergröße angemessen, ich finde ihn nicht klein, aber er ist auch nicht so wahnsinnig groß, weder dick noch dünn, schön gerade, ich mag ihn so, wie er ist. Verdammt blödes Gefühl, so zu stehen, und Harald macht Fleischbeschau. Als er dann auch noch sagt: "Schön, schön, und jetzt lass ihn mal ausfahren", bricht bei mir der Schweiß aus. Ich nehme ihn in die Hand, mit zitternden Fingern versuche ich, in erotische Stimmung zu kommen, das ist nicht einfach, wenn seine Nase nur etwa 50 Zentimeter von meinem besten Teil entfernt ist.


"Kannst mir ja einen blasen" schlage ich daher locker-flockig vor, er zuckt zurück: "Nein, das mache ich nicht. Wenn du drehen willst, musst du das schon selbst können, und zwar auf
Befehl. Und dann muss er auch so lange stehen, wie sich der Regisseur dies vorstellt, und du musst auch auf Kommando kommen - sonst können wir alles gleich sein lassen. Aber ich habe das Gefühl, du brauchst die Kohle?" Für meinen Geschmack war das Wort MUSS ein wenig zu oft in seinem Satz, aber mir ist klar: er hat recht, und es ist wirklich richtig viel Schotter, den er zahlen will, also gebe ich mir Mühe, denke an meinen letzten Fick, als der im Darkroom seine Hose heruntergezogen hat, ich ihn dann umgedreht habe und mit voller Energie sein Loch gevögelt habe.


"Sehr schön, du bist engagiert" freut sich Harald.


Kochanie macht Urlaub

 

Während Marius die Müslischalen abspült, greife ich zu den Leinen. Am Gartentor leine ich beide Hunde an, und wir laufen bzw. rollen zum See. Da wir sicherlich heutenoch an den Strand fahren, ganz in der Nähe unseres Ferienhauses soll ein Hundestrand sein, möchte ich nur eine kurze Runde machen. Sie sollen sich erleichtern, damit sie anschließend auf der Fahrt Ruhe geben und im Transportkennel schlafen. Also leine ich sie mit einem "nun geht mal Haufchen machen" ab, beide laufen los Richtung Waldrand, ich rolle gemütlich hinterher.


Vor dem Waldsee halte ich an und schaue aufs Wasser. Eine Entenfamilie schwimmt an mir vorbei, die kleinen Küken sehen putzig aus. Weiter hinten schwimmt auch eine Schwanenfamilie mit drei jungen Schwänen. Alles neu macht der Mai, denke ich mir, die Zeit der Jungtiere ist herangekommen.


Nach einigen Minuten des Betrachtens drehe ich mich um und rufe die Hunde: "Wuffchen, Kochanie, kommt zu Herrchen! Wuffchen, Kochanie, kommt!" Am Waldrand sehe ich eine Bewegung, kann sie jedoch nicht richtig einordnen, daher rufe ich wieder: "Wuffchen, Kochanie, hierher zu Herrchen!" Nichts passiert. Auch keine Bewegung am Waldrand mehr. Scheibenkleister. Wo sind die Hunde? Nunmehr wesentlich lauter und mit leicht panischem Unterton rufe ich wieder "Wuffchen, Kochanie, hiiiiiiiierher, zu Herrrrrrrrrrrrchen, los kommt", ich rolle auf den Wald zu. Da, eine Bewegung, zwei schwarze Schatten neben dem Busch. Argh - zwei schwarze Schatten statt einem schwarzen und einem hellcremefarbenen
Hund, verdammt, das kann nicht sein! Was meine Arme und der Elektronantrieb hergeben, hole ich jetzt aus dem Rolli heraus, die Wiese ist uneben, ich werde fast aus dem Sitz herauskatapultiert, aber eisern rolle ich vorwärts, dahin, wo ich die Hunde vermute, dabei brülle ich immer wieder "Wuffchen, Kochanie, hiiiiiiiiiiiiiiiiiiierher".


Aus dem Wald kommen zwei Tiere, beide sind grün-braun, sie tropfen, bleiben stehen, schütteln sich, dabei fliegen irgendwelche Stücken von ihrem Fell in die Gegend. Ich ächze und schaue sie an, meine Gedanken rasen. Die Größe stimmt,
die Farbe nicht. Die beiden sind doch nicht etwa... das kann nicht wahr sein...


Doch, es ist wahr! Beide Hunde kommen langsam auf mich zu und wedeln mich an. Und sie stinken! Sie stinken ganz entsetzlich, während ihr Fell aussieht, als wenn sie sich in einer Mischung aus Schlamm und Fäkalien gewälzt hätten. Und ich vermute, das war auch so. Ein Hauch Wildschweinodeur liegt in der Luft, als sie noch näher kommen, wird es intensiver. Verdammt, die waren in der Wildschweinkuhle! So ein Mist!!!


"Los ab nach Hause unter den Rasensprenger" keuche ich mit zugehaltener Nase, wende den Rolli und fahre nach Hause. Beide folgen mir ohne Leine. In das Fell möchte ich jetzt nicht hineinfassen, und die Leinen sollen gefälligst auch sauber bleiben!!!

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